Innovatives Forschen - Stiftungsprofessuren in Thüringen

Angewandte Forschung nutzen, um innovative Technologien und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu schaffen – die gemeinsame Vision des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien e.V. und der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) wird sichtbar in Prof. Dr. Ralf​ Ehricht, Professor für „Optisch-molekulare Diagnostik und Systemtechnologie“. Seit fünf Jahren baut er im Rahmen einer von der STIFT geförderten Stiftungsprofessur einen innovativen und nachhaltigen Forschungsbereich am Leibniz-IPHT auf:

DIE INNOVATION: MULTIPARAMETERANALYSEN IM KAMPF GEGEN ANTIBIOTIKARESISTENZ

Mit dem heutigen immensen Bevölkerungswachstum entsteht ein komplexes Netzwerk von Mikroorganismen, die rasant ihre genetischen Informationen austauschen. Die Epidemiologie untersucht die weltweite Verbreitung ebendieser Bakterien. Doch, so der renommierte Wissenschaftler: „Neben den sich schnell übertragenden viralen Pandemien gibt es eine schleichende Pandemie: die Antibiotikaresistenz, eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Auf diesen Forschungsschwerpunkt fokussiert sich unsere gesamte Arbeit“.

Um die Diagnostik und das Verständnis von Infektionskrankheiten zu verbessern, entwickelt die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Ehricht eine innovative Technologie: Sie arbeitet an Multiparameteranalysen, die es ermöglichen, molekulare und serologische Proben gleichzeitig auf mehrere Parameter hin zu untersuchen. Damit ermöglichen sie Schlussfolgerungen über Ansteckungsmöglichkeiten oder Antibiotikaresistenzen.

Diese hochkomplexen Datensätze müssen auf verschiedene Anwendungen optimiert und in einfach handhabbare Tests überführt werden. Beispielsweise war die Forschungsgruppe an der Entwicklung eines der ersten Antikörper-Schnelltests auf das Coronavirus beteiligt. So kann aus einem komplexen Multiparametertest ein patientennaher Test entwickelt werden, der milliardenfach verkauft und verwendet wird und die Patient:innenversorgung verbessern kann.

DER WISSENSTRANSFER: VON DER GRUNDLAGENFORSCHUNG ZUM MARKTFÄHIGEN PRODUKT

Die erfolgreiche Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie. Der Wissenschaftler Ralf Ehricht hat nicht den typischen Universitäts-Werdegang hinter sich. Nach der Promotion baute er eine Firma im Bereich Diagnostik mit auf. Erst nach 20 Berufsjahren in der Wirtschaft wechselte er zurück in die akademische Laufbahn. Durch diese persönliche Erfahrung geprägt, hat seine Forschungsgruppe den Anspruch, alle Forschungsergebnisse bestmöglich der Gesellschaft verfügbar zu machen.

„Die beste Forschung nützt nichts ohne einen Transfer in die Praxis. Darum arbeiten wir in einem interdisziplinären Team von Biolog:innen, Chemiker:innen, Fachärzt:innen, technischen Ingenieur:innen und Doktorand:innen aus allen Bereichen zusammen. Innerhalb der letzten fünf Jahre haben wir es geschafft, ein starkes und fest in das Institut etabliertes Team aufzubauen. Neben der innovativen Wissenschaft ist es mein wichtigstes Ziel, dem Team ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten.“

Die enge Zusammenarbeit mit der Praxis zeigt sich auch im Partnernetzwerk: Die Forschungsgruppe arbeitet eng und langfristig mit Industriepartnern und kleinen und mittelständischen Unternehmen, insbesondere aus Thüringen, zusammen. Hier gibt es eine dicht vernetzte Verknüpfung von Biologie und Technologie, von Universitäten, außeruniversitären Instituten sowie Firmen und Startups. Innerhalb der Stiftungsprofessur entwickelte Projekte haben es mittlerweile zu in den Markt eingeführten Produkten gebracht. Damit stellt die Professur eine starke Brücke zwischen akademischer Forschung und Industrie dar.

DER MOTIVATIONSFAKTOR: JUNGE MENSCHEN FÜR MINT BEGEISTERN

Beim Transfer geht es auch um Weitergabe von Wissen an die nächste Generation. Die ist für Prof. Dr. Ehricht eine Herzensaufgabe:

„Wir leben in einer Zeit, in der MINT Fächer als nicht mehr wirklich modern gelten. Mir ist es wichtig, schon junge Menschen für den MINT-Bereich zu begeistern. Wir betreuen beispielsweise regelmäßig Praktika oder Seminararbeiten an Gymnasien. Ich glaube, die jungen Menschen sind nicht weniger interessiert an MINT als früher, und schon gar nicht weniger talentiert. Man muss nur am Ball bleiben und sich auf Augenhöhe einbringen.“

Die Entwicklung eines hochinnovativen Lösungsansatzes,  eine multidisziplinäre Herangehensweise und ein starker Fokus auf Wissenstransfer – Prof. Dr. Ehricht ist ein wahrer Impulsgeber für den Innovationsstandort Thüringen und darüber hinaus.

Fotos: Sven Döring/ Leibniz-IPHT